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Einsatzrekord im Corona Jahr

Für die Feuerwehr Bad Säckingen ist es ein jährlicher Fixtermin. Am letzten Freitag im Januar trifft man sich zur Hauptversammlung, um einen Rückblick zu halten, Kameraden zu befördern und zu ehren, und die Planung für das kommende Jahr bekannt zu geben. Nicht so in diesem Jahr. Die Corona Situation, die auch den Feuerwehralltag massiv beeinflusst, hat zum ersten Mal seit Jahrzehnten eine Präsenzversammlung unmöglich gemacht. Doch ausfallen lassen wollte das Kommando der Feuerwehr die Versammlung nicht, so entschied man sich für eine Alternative. Es wurde mit einigem Aufwand ein Video erstellt, dass den Kameraden und den Gästen über das Internet zugänglich gemacht wurde – mit großem Erfolg. Das Video fand reichlich Anklang, auch wenn der Tenor einstimmig ist: Alle hoffen, dass die virtuelle Durchführung der Hauptversammlung eine Besonderheit bleiben wird.

Eine besondere Hauptversammlung blickt auf ein ungewöhnliches Jahr 2020 zurück. Die rund 250 Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Bad Säckingen, von der Jugendfeuerwehr über die Aktivmannschaft bis zur Alters- und Ehrenabteilung musste sich schnell den Gegebenheiten anpassen. Kameradschaftliche Zusammenkünfte wurden schon zu Beginn des Jahres bis heute konsequent abgesagt. Der Übungsdienst wurde über die Sommermonate in Kleinstgruppen aufrechterhalten, ruht aber seit Oktober wieder. „Außer dem Einsatzdienst war nichts wie gewohnt, nichts wie geplant“ konstatiert der Kommandant Tobias Förster in seiner Online Ansprache. Und gerade Einsätze hatte die Feuerwehr Bad Säckingen reichlich zu bewältigen. 227 mal rückten die Kameraden im vergangenen Jahr aus – so oft wie nie zuvor. Dabei konnten 25 Menschen gerettet werden, für sechs Personen kam leider jede Hilfe zu spät. Insgesamt wurden über 3.500 Einsatzstunden geleistet. Ein Rekord, berichtete Volker Schultheiß, stellvertretender Kommandant. Und das alles unter den Erschwernissen der Pandemie, mit Abstand, soweit es eben geht, und mit Maske. „Wir wissen, wie wichtig es für die Kameraden besonders nach schweren Einsätzen ist, das Erlebte in geselliger Runde zu besprechen. Leider war dies im letzten Jahr nur sehr eingeschränkt möglich“, so der Kommandant. Unter dem Strich ist das Kommando aber sehr stolz, wie alle Kameraden trotz der Schwierigkeiten mitgezogen haben, schließlich hat jeder Bürger ein Anrecht darauf, dass die Feuerwehr kommt, wenn er sie ruft. Daran hat das Corona Virus nichts geändert.

Besonders konnten sich die Kameraden im vergangenen Jahr über die Auslieferung zweier neuer Fahrzeuge freuen. Auch wenn die Einweisung der Kameraden in Kleinstgruppen insbesondere auch für die Ausbilder eine Herkulesaufgabe darstellte, konnten die Fahrzeuge rasch nach der Ankunft in Bad Säckingen in Dienst gestellt werden, berichteten Mark Jagenow und Christian Siebold, stellvertretende Kommandanten. Der Rüstwagen wird fortan
bei der technischen Hilfeleistung eine zentrale Rolle einnehmen und das neue Löschfahrzeug für den Standort in Wallbach ist ein wesentlicher Baustein für den Schutz von Wallbach und des gesamten westlichen Stadtgebietes.

Auch der Förderverein für die Feuerwehr Bad Säckingen, unter dem Vorsitzenden Bernhard Baumgartner, war im vergangenen Jahr erneut wichtiger Geldgeber für wesentliche Ausrüstung. So wurde unter anderem ein neues kleines Schlauchboot angeschafft, das bei Rettungseinsätzen auf dem Wasser noch schneller in den Einsatz gebracht werden kann, und eine Sichtschutzwand, die schnell in Stellung gebracht, Opfer und Beteiligte von Unfällen oder Notfällen vor den Blicken Schaulustiger schützt.

In einem Grußwort, natürlich ebenfalls in Videoform, dankten auch der Kreisbrandmeister Dominik Rotzinger und der Bürgermeister Alexander Guhl den Kameraden für ihr Engagement und ihre Bereitschaft, auch unter den besonderen Gefahren während der Pandemie, die Hilfe am Nächsten nicht zurückzustellen. Der größte Wunsch aller Kameraden bleibt die langsame Rückkehr zur Normalität. Bis es soweit ist können sich die Bürgerinnen und Bürger von Bad Säckingen aber weiterhin auf Ihre Feuerwehr verlassen.

Siehe auch Bericht im Südkurier

Archiv-Fund: vor 30 Jahren beschäftigten zwei Großbrände die Feuerwehr

Genau vor 30 Jahren erlebte die Feuerwehr in Bad Säckingen und Umgebung zwei Großbrände, welche sämtliche Ressourcen der Feuerwehr forderten, sowohl physisch als auch psychisch. Einige ältere Kameraden erzählen heute noch von diesen Großereignissen, bei denen sie übermenschliches leisten mussten.

Am 3. Januar 1991 brannte im Ortsteil Wallbach ein kunststoffverarbeitender Betrieb. Es wurden fünf Tonnen Polycarbonat vernichtet. Laut Presseangaben schlitterte Bad Säckingen und Umgebung knapp an einer Umweltkatastrophe vorbei.

Quelle Südkurier:

Nach einem solchen Großbrand, braucht es einige Zeit, um die Gerätschaften aber auch das Personal wieder fit zu bekommen.  Jedoch ereilte uns noch auf der Heimfahrt vom Einsatz in Wallbach ein noch viel größeres und dramatischeres Ereignis bei unseren direkten Nachbarn in Stein in der Schweiz.

Quelle Feuerwehr Sisslerfeld (Facebookbeitrag vom 3.1.2021 1:1 übernommen):

Morgen früh, vor genau 30 Jahren, geschah das Explosionsunglück am Bahnhof Stein-Säckingen 🔥🔥🔥🔥🔥🔥. Bei diesem Grossbrand waren bis zu 1000 Einsatzkräfte aus der Schweiz und Deutschland involviert 👨‍🚒👩‍🚒👩‍🚒👨‍🚒👨‍🚒👮‍♂️👮‍♀️. Bundesrat Adolf Ogi war vor Ort . Wer kann sich noch erinnern?

Hier der damalige Bericht des Schweizer Fernsehens ("10 vor 10") 🎥📺:
https://bit.ly/3n7M9Gi

Am 4. Januar 1991 entgleiste in Stein ein Zug mit mehreren Zisternenwagen voller Benzin. Bei der Löschaktion waren 750 Feuerwehrleute im Einsatz. Der ehemalige Gemeindeammann Hanspeter Ackermann erinnert sich an die Katastrophe.

Der ehemalige Gemeindeammann von Stein, Hanspeter Ackermann, wird dieses Jahr seinen 80. Geburtstag feiern. «Nein, es wird keine grosse Fete geben», sagt Ackermann. Er lasse sich nicht gerne feiern.

Obwohl er nicht gern im Mittelpunkt steht, war genau dies vor 21 Jahren beim Zugunglück von Stein der Fall. Gegen ein Uhr morgens schaute Ackermann aus dem Fenster, bevor er zu Bett gehen wollte. Er sah sofort, dass etwas passiert sein musste: «Eigentlich war es ja Nacht, aber der Himmel war hell.» Er dachte sich: «Das wird eine lange Nacht.» Da kam auch schon der Anruf der Feuerwehr. Ackermann rüstete sich mit einer Taschenlampe aus und machte sich auf den Weg - ohne genau zu wissen, was da auf ihn zukommt.

Das Benzin brannte immer weiter

Als er am Bahnhof ankam, fragte er die Einsatzleute nach Verletzten oder Toten. «Als sie mir sagten, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind, beruhigte mich das bereits.»
Dann sah Ackermann ein Bild, das ihm heute noch in Erinnerung ist: Es war überall hell. Er und andere Anwesende dachten, dass das Ausmass noch viel gravierender sei, als es letztlich war. «Das Feuer brannte immer weiter. Es war eine apokalyptische Stimmung», erinnert sich der ehemalige Gemeindeammann. Es stank aber nicht gross, denn das Benzin verbrannte, sobald es aus den Wagen lief. Solange es brenne, sei es nicht so schlimm, sagten die Feuerwehrleute zu Ackermann. Die verschiedenen Feuerwehren kamen von überall her, um zu helfen. Die Gruppe aus St. Blasien hatte den weitesten Anfahrtsweg.

Was damals geschah: Der Grossbrand
Am 4. Januar 1991 fuhr um 0.12 Uhr ein Güterzug durch den Bahnhof Stein-Säckingen. Insgesamt 14 Zisternenwagen hatten je 85 000 Liter Superbenzin geladen. Wegen eines Radbruchs entgleisten acht Wagen, während die Lokomotive mit sechs Zisternenwagen weiter durch den Bahnhof fuhr. Plötzlich gab es mehrere Explosionen und drei der acht entgleisten Benzinwagen brannten lichterloh. Insgesamt standen bei diesem Unglück 750 Feuerwehrleute mit über 100 Fahrzeugen, 2 SBB-Löschzüge, 2 Löschboote auf dem Rhein und 160 Polizisten im Einsatz. Die 27 verschiedenen Feuerwehren stiessen unter anderem aus Brugg, Wettingen, Aarau und von Deutschland aus St. Blasien hinzu. Ein Grossteil der anwesenden Hilfskräfte war vorwiegend zur permanenten Kühlung der drei leckgeschlagenen und der fünf dicht gebliebenen Tankwagen zuständig. Das Superbenzin liess man absichtlich brennen, da es so den geringsten Schaden anrichtete. Durch Benzin, das in die Kanalisation floss und dort verdampfte, entstand dennoch Explosionsgefahr am Bahnhof und in der näheren Umgebung. So wurde um zwei Uhr morgens die gefährdete Bevölkerung in Stein evakuiert. Insgesamt 200 Personen wurden in den zentral gelegenen Saalbau gebracht. 100 000 Liter Benzin liefen insgesamt aus oder verbrannten. Die Lage entspannte sich im Lauf des Morgens aber, sodass die Evakuierten in ihre Häuser zurückkehren konnten. Der Bahnverkehr zwischen Mumpf und Frick war für sechs Tage unterbrochen. Die direkt unterhalb der Bahn vorbeiführende Autobahn N3 blieb zwei Tage gesperrt. Nach der Löschaktion, die rund 14 Stunden dauerte, konnte mit dem Abpumpen des Benzins der zwar beschädigten, aber nicht lecken Zisternenwagen begonnen werden. Während des Unfalls, der Lösch- und Aufräumarbeiten wurden keine Personen verletzt. Das Unglück führte zum grössten Katastrophenalarm in der Schweiz seit dem Grossbrand in Schweizerhalle am 1. November 1986. (Ahu)

Als sich Ackermann am Unglücksort umsah, kam ihm in den Sinn, dass unter dem Bahnhof auch noch Erdgasleitungen verlaufen. Ackermann machte sich im ersten Moment Sorgen, ob diese explodieren könnten. «Doch der Chef des Gaswerks aus Säckingen beruhigte mich, als ich ihn darauf ansprach.» Er habe die Leitung bereits abgestellt, sagte er Ackermann. «Da war ich schwer erleichtert.»

Der Chef am Unglücksort war der damalige Polizeikommandant Léon Borer. Er ernannte Ackermann sogleich zum Sprecher. Zweimal sprach der Gemeindeammann vor der Steiner Bevölkerung und auch am Radio. «Ich musste informieren, auch wenn ich nicht so gern in der Öffentlichkeit präsent bin. Ich sprang also über meinen Schatten», sagt Ackermann heute. Er habe einfach funktioniert und sich erst danach Gedanken darüber gemacht.

Borer hatte ihm gesagt, es wäre gut, wenn er mit der Bevölkerung spräche und sie beruhige. «So redete ich auch mit den evakuierten Personen. Aber ich durfte nicht zu fest dramatisieren, sondern musste vor allem beruhigen.»

Die ersten Einsatzbesprechungen fanden vor Ort am Bahnhof statt. Später verschoben sich die Verantwortlichen zur Lagebeurteilung ins Zivilschutzzentrum. «Wir merkten, dass das Löschen des Brandherdes länger dauert. Insgesamt ging es zwei Tage», so Ackermann. Er war in der Nacht und den ganzen nächsten Tag vor Ort. «Ich rief ins Geschäft an und sagte, dass ich nicht arbeiten komme. Sie antworteten, sie wüssten bereits Bescheid, denn sie hätten mich am Radio gehört.»

Danach schlief Ackermann gut

Selber anpacken konnte Ackermann bei den Löscharbeiten nicht. Er war für die Kommunikation zuständig. Die Arbeiten übernahmen Feuerwehr, Zivilschutz und der Kanton. «Ich kam mir aber nicht hilflos vor, denn ich sah, dass alles gut organisiert war. Borer hatte die Situation im Griff, er war der Chef auf dem Platz.» Und wenn man wisse, dass es keine Verletzten und Toten gebe, könne man getrost das tun, was einem aufgetragen wurde.

Als Ackermann Stunden später endlich ins Bett kam, war er zwar ein wenig aufgewühlt, aber er konnte gut schlafen. «Schlimm wäre es gewesen, wenn es Menschenleben gekostet hätte. Aber es gab nur grossen Materialschaden. Und die Gemeinde musste diesen Schaden nicht tragen - das übernahmen die SBB.»

*Text Aargauerzeitung


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